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Mesh-Netz­werke – das neue Internet?

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Kriege und Kon­flikte in Syrien oder in der Ukraine, Ter­ror durch IS, Natur­ka­ta­stro­phen wie z.B. der Tsu­nami oder Seu­chen wie Ebola. Gut, dass wir das Inter­net haben. Wir kön­nen uns unab­hän­gig infor­mie­ren, kön­nen selbst Infor­ma­tio­nen, z.B. über soziale Netz­werke oder eigene Blogs, wei­ter­ge­ben und über­haupt per email, Face­book, Twit­ter oder Insta­gram mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren und uns eine eigene Mei­nung bilden.

Was aber, wenn es plötz­lich Zen­sur gibt? Unlieb­same Sei­ten blo­ckiert, ganze Dienste abge­schal­tet oder erheb­lich ver­lang­samt wer­den oder die Inter­net­ver­sor­gung durch Natur­ka­ta­stro­phen, Sabo­tage oder poli­tisch inspi­rierte Blo­ckade kom­plett lahm­ge­legt wird? Bei­spiele hier­für wären Fälle in China, der Tür­kei oder Ägypten.

Da wäre ein alter­na­ti­ves Netz­werk – z.B. ein Mesh Netz­werk – Gold wert.

Eigent­lich ist das Inter­net selbst bereits ein Mesh-Netz­werk. Eigent­lich. Ein Mesh-Netz­werk ein ver­maschtes Netz, bei dem jeder Netz­werk­kno­ten mit einem oder meh­re­ren ande­ren red­un­dant ver­bun­den ist und Infor­ma­ti­ons­ein­hei­ten von einem zum nächs­ten Kno­ten wei­ter­ge­lei­tet wer­den. Das bedeu­tet, dass Infor­ma­tio­nen auch dann wei­ter­ge­reicht wer­den kön­nen, wenn ein Netz­werk­kno­ten blo­ckiert wird oder defekt ist. Eigent­lich war das Inter­net genauso gedacht, genutzt wird dafür das http-Protokoll.

In der Rea­li­tät sieht es aller­dings lei­der anders aus: Das Inter­net ist kein dezen­tra­les Netz­werk mehr, son­dern ist im Laufe der Jahre stark zen­tra­li­sie­ret wor­den: Beson­ders Pro­vi­der, von denen es ledig­lich eine Hand­voll Große gibt, haben hier eine beson­dere Markt­macht. Schal­ten nur einige von ihnen ab, aus wel­chen Grün­den auch immer, sei es aus poli­ti­schen, ter­ro­ros­ti­schen, wirt­schaft­li­chen, kon­zern­in­ter­nen oder auf­grund einer Natur­ka­ta­stro­phe, sind die brei­ten Mas­sen schnell off­line. Auch ein­zelne Sei­ten kön­nen blo­ckiert wer­den. Oft reicht es schon, wenn ein­fach die Geschwin­dig­keit gedros­selt wird. Ein wei­te­rer beden­kens­wer­ter Punkt der Zen­tra­li­sie­rung sind die Back­bones. Wenige Haupt­ver­kehrs­adern, die das Rück­grat des gesam­ten Daten­ver­kehrs dar­stel­len. Das Inter­net ist in der Rea­li­tät also schon lange kein dezen­tra­les Netz­werk mehr.

Mesh-Netz­werke kön­nen übri­gens sowohl kabel­los als auch kabel­ge­bun­den sein. Sie brau­chen auch kein Inter­net, könn­ten es aber nut­zen. Vor­teile sind die Dezen­tra­li­tät, die Leis­tungs­fä­hig­keit und die Sicher­heit des Netz­werks, denn bei Aus­fall eines Kno­tens wird ein­fach auf die ande­ren zurück­ge­grif­fen, das Sys­tem ist damit selbstheilend.

In der prak­ti­schen Anwen­dung gibt es bereits Bei­spiele. Apple iPhone hat ab dem iOS7 ein Mul­ti­peer-Con­nec­ti­vity-Frame­work an Bord, das u.a. von der Mes­sen­ger-App FireChat genutzt wird. Dabei läuft die Kom­mu­ni­ka­tion über eine P2P-Ver­bin­dung über Blue­tooth oder WLAN mit­mo­bi­len Gerä­ten in der Nähe, ohne dass eine Inter­net­ver­bin­dung nötig wäre.
Ein wei­te­res, bekann­te­res Bei­spiel ist Frei­funk. Hier soll ein freies Gemein­schafts­netz auf­ge­baut wer­den, bei dem die Nut­zer ihren Rou­ter für den Daten­trans­fer zur Ver­fü­gung stel­len. Eine freie, linux­ba­sierte Open-Source Soft­ware (DD-WRT oder Open WRT), die mit vie­len Rou­tern funk­tio­niert, macht die Ver­net­zung möglich.

Es bleibt also span­nend. Zwar wer­den alter­na­tive Mesh-Netz­werke in abseh­ba­rer Zeit das Inter­net nicht erset­zen kön­nen aber ob sich alter­na­tive, dezen­tra­li­sierte Mesh-Netz­werke, die kein Inter­net brau­chen, son­dern allein auf Funk basie­ren, irgend­wann gleich­be­rech­tigt durch­set­zen können?

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