Eine Woche Selbstversuch
Haben Sie sich schon mal gefragt, ob es ein Leben ohne Telefon und Internet gibt? Vermutlich nicht. Warum auch, schließlich ist ja hier in Köln beides ganz selbstverständlich immer im Zugriff und fester Bestandteil des ganz normalen Lebens. Sie fragen sich ja auch nicht, ob und wie Sie ohne Strom leben könnten. Wie auch immer, normalerweise geht man diesen Dingen nicht auf den Grund, es sei denn… Es sei denn, man ist eine Woche lang im afrikanischen Busch. Neulich so geschehen in meinem eigenen Leben.
Vier Wochen vor der Reise nahm ich den lapidaren Hinweis nur als Randnotiz wahr. Kein Telefon und kein Internet. Ja und? Brauch ich eh nicht. Zwei Wochen vorher, im Büro ist noch dieses und jenes offen, für die Reise fehlt auch noch eine Info und wie sieht gleich noch diese eine spezielle Antilope aus, die wir ganz bestimmt sehen werden? Ach, das kann ich ja im Notfall alles schnell telefonisch klären und das mit der Antilope kann ja schnell vor Ort googeln. Googeln? Ähm, wie war das noch? Kein Telefon und kein Internet!
Die ersten hektischen Flecken und leichte Beklemmung machen sich breit. Kein Telefon und kein Internet? Ja, aber…wenn zu Hause was ist? Und wenn mein Kollege dann unbedingt… und wie soll ich dann rausfinden, wie.… Der Termin rückt näher. Meine Unruhe steigt. Wer weiß, was ich alles bei Facebook verpasse. Und in diesem einen Forum dort. Und überhaupt. Ob meine Vertretung auch wirklich zurecht kommt und was, wen Fragen aufkommen? Außerdem muss ich immer wissen, wie das Wetter wird, schließlich muss ich ja das Richtige zum Anziehen und ggf. einen Schirm rauslegen. Ganz zu schweigen von meinen Mails. Die müssen doch sofort gelesen und beantwortet werden, alles andere geht ja nun wirklich gar nicht. Und Hilfe, mein What‚s App! Ob meine Freunde nach einer Woche ohne haarkleine Statusmeldungen überhaupt noch wissen, wer ich bin? Eine Woche ohne Internet und Telefon. Wie soll das gehen??? Mir wird ganz schlecht, aber jetzt gibt es gibt kein Zurück.
Der Tag rückt näher, die Panik steigt und dann bin ich im Busch. Im afrikanischen, mittendrin. Wow, diese Landschaft, diese Weite, diese wunderbare Schönheit! Schnell ein Foto machen, auf Facebook posten und appen, doch der Griff geht in‚s Leere – Alaaaaarm, iPhone geklaut! Ach nee, da war ja was, das hatte ich ja zu Hause gelassen, weil – hier gibt es ja kein Internet und keinen Handyempfang.
Leise muss ich kichern. Ist das nicht herrlich hier? Nur ich und die Natur, all die wunderbaren Eindrücke von afrikanischer Weite und Abgeschiedenheit. Mein Kollege interessiert mich plötzlich gar nicht mehr, das Wetter ist jeden Tag gleich – Sonne und Wärme – kein Mensch braucht einen Schirm, nach der Antilope frage ich einfach beim Stop im nächsten Dorf, was ist eigentlich Facebook und wenn zu Hause was ist, komme ich hier eh nicht weg aus dem Busch. Und meine Freunde? Den erzähle ich alles haarklein, wenn ich wieder zu Hause bin. Bei einem netten Treffen von Angesicht zu Angesicht. Jetzt lebe und erlebe ich erst mal – live und in echt sozusagen!